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Schwarzbuch

Ausstellung "Geraubt. Die Bücher der Berliner Juden." / MOZ, 18.11.2008


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Berlin (dpa) Die Zentral- und Landesbibliothek zeigt jetzt in einer Ausstellung Bücher aus ihren Beständen, die in den 30er und 40er Jahren ihren jüdischen Eigentümern geraubt wurden und über Umwege in die Berliner Bibliothek kamen. "Über Jahre hinweg unerkannt, wurden diese Bücher nun aufgrund systematischer Recherchen von Bibliotheksmitarbeitern aufgefunden und sollen - wenn möglich - ihren ursprünglichen Besitzern oder deren Erben zurückgegeben werden", teilte die Landesbibliothek dazu mit. Die Ausstellung ist vom 26. November an in der Breite Str. 32-34 in Mitte zu sehen.

Nach früheren Angaben stehen bis zu 150 000 Bücher in der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) unter Verdacht, aus Raubgutbeständen der Nationalsozialisten zu stammen. Sie gehörten vermutlich unter anderem einmal Juden, Freimaurern oder Sozialdemokraten. In den Archiven der Berliner Bibliotheken tauchen immer wieder Bücher auf, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten enteignet wurden.

"Die Berliner Stadtbibliothek hat 1943 in großem Stil Bücher von Juden übernommen", sagte Annette Gerlach von der Zentral- und Landesbibliothek, die 1995 aus der Stadtbibliothek hervorgegangen ist. In den vergangenen Monaten habe die Forschung nach NS-Raubgut in der ZLB einen wesentlichen Fortschritt gemacht. "Wir haben mehrere hundert Bücher identifiziert", sagt Gerlach. Jetzt müssten Rechtsnachfolger und Eigentümer gefunden werden.

Auch die Berliner Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz ist in dieser Frage aktiv. "Es gibt vermutlich noch mehrere Bücher aus NS- Raubgutbeständen", erklärt Sprecherin Jeanette Lamble. Bislang seien Werke aus dem Besitz des Berliner Rabbiners und Theologen Leo Baeck und von Pianist Arthur Rubinstein gefunden und erfolgreich an deren Nachfahren zurückgegeben worden. Auch in der Staatsbibliothek läuft derzeit ein Forschungsprojekt, das enteignete Bücher aufspüren soll. Mit Ergebnissen rechnet Lamble im Frühjahr 2009.

Dienstag, 18. November 2008  MOZ