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Schwarzbuch

BVVG und ... das Geschäft ! 1). Schweriner Volkszeitung - 21/2/2013...2). Nordkurier Neubrandenburg - 30/1/2013


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Wachsende Nachfrage treibt Preise hoch

Ackerland in MV immer teurer

Agrarflächen sind begehrt - nicht nur bei Landwirten, sondern auch bei Leuten, die Geld anlegen wollen. Der BVVG zufolge wird ehemals volkseigenes Land aber nicht an solche Investoren veräußert. Sie kommen eher über Agrarbetriebe an den Grund und Boden.

Die Preise in Ostdeutschland nähern sich allmählich denen in Westdeutschland an.

Foto: Jens Büttner (dpa)

Schwerin (dpa)  

Die Nachfrage nach Acker- und Grünland in Mecklenburg-Vorpommern steigt und treibt die Preise in die Höhe. 2012 wurden im Durchschnitt pro Hektar 16 116 Euro gezahlt, wie die bundeseigene BVVG am Donnerstag in Schwerin mitteilte. 2011 waren es mit 14 989 Euro acht Prozent weniger. Verkauf und Verpachtung land- und forstwirtschaftlicher Flächen im Nordosten brachten dem Bund 2012 rund 228 Millionen Euro ein. Das waren 44 Prozent des gesamten Überschusses der BVVG aus dem Verkauf ehemals volkseigener Flächen in Ostdeutschland. In Mecklenburg-Vorpommern wurden 19 600 Hektar verkauft.

Investoren spielen bei den Kaufinteressenten nach Angaben des Schweriner Niederlassungsleiters Johann Jacob Nagel kaum eine Rolle. Bei den ausgeschriebenen 7200 Hektar seien die Lose im Durchschnitt 12 Hektar, maximal 50 Hektar groß gewesen. „Diese Größenordnungen sind für potenzielle Investoren völlig uninteressant“, sagte Nagel. Leute, die Geld anlegen wollten, suchten Flächen von mindestens 100 Hektar. „Die Gebote kamen von Pächtern und benachbarten Landwirtschaftsbetrieben.“

Manche Agrarbetriebe verkaufen Geschäftsanteile an fremde Investoren

Jedoch kann die BVVG nicht verhindern, dass landwirtschaftsfremde Interessenten Flächen kaufen, wie Nagel berichtete. So würden Betriebe, die nie Geld hatten, plötzlich Flächen teuer kaufen, um sie sofort weiterzuveräußern. Das sei bei Verkäufen zum Verkehrswert rechtens, sagte Nagel. Anders als bei den günstigeren Verkäufen nach dem Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz (EALG) gebe es keine Weiterverkaufsklausel. Die Zahl der Fälle mit Hintermännern sei aber „absolut untergeordnet“. Von den 486 Kaufverträgen über Agrarflächen im Vorjahr seien der BVVG „keine zehn Weiterverkaufsverträge“ bekannt geworden, versicherte Nagel.

Er verwies aber auf eine andere Praxis: Danach verkaufen Agrarbetriebe nicht die Flächen, sondern Geschäftsanteile an fremde Investoren, die auf diese Weise in den Besitz von Grund und Boden gelangen. Diese Fälle würden oft nicht bekannt werden. 2013 will die BVVG im Nordosten nach Angaben der Niederlassungsleiterin von Neubrandenburg, Bettina Walter, Erlöse von „nur noch“ 167 Millionen Euro erzielen. Der Anteil an den Gesamterlösen der BVVG würde dann auf 37 Prozent sinken.

Viele Pachtverträge in den vergangenen zwei Jahren ausgelaufen

Ein Grund sei, dass weniger Flächen zum Verkauf stünden, da das Gros der Pachtverträge 2011 und 2012 ausgelaufen sei. Ziel sei es, 12 100 Hektar Acker- und Grünland sowie 3400 Hektar Wald zu verkaufen. Insgesamt seien im Bestand der BVVG im Land noch 90 000 Hektar Landwirtschafts- und 10 000 Hektar Forstfläche. Für die Initiative der Länder Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, BVVG-Flächen in Landesbesitz zu übernehmen, sehen Nagel und Walter derzeit keine Erfolgschancen. Der Bund sei durchaus gesprächsbereit, hieß es. Zunächst seien jedoch die Anträge von Alteigentümern nach dem Flächenkauf zu begünstigten Preisen abzuarbeiten. Dafür würden noch rund 13 000 Hektar benötigt. 552 Anträge seien noch offen.

Bauern im Osten droht der Ausverkauf
Kartoffelanbau: Ein (zu) teures Vergnügen?
30 000 Euro für einen Hektar

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Mi. 30. Januar 2013 Ackerflächen gefragt wie nie

Bauern im Osten droht der Ausverkauf

Ackerflächen in Ostdeutschland sind gefragt wie noch nie. Das treibt die Preise und bringt die Bauern in Rage. Sie warnen bereits vor zahlungskräftigen Investoren aus dem Westen.

Getreideernte in Ostdeutschland: Ein Ende der Preisspirale für Ackerflächen ist nicht in Sicht. Die Landwirte bringt das in Not.

Foto: dpa Neubrandenburg/Magdeburg (dpa)

Landwirt Axel Spengler in der Magdeburger Börde könnte eigentlich zufrieden sein: Zusammen mit seinem Gesellschafter beackert er 858 Hektar bestes Land. Die Gegend ist deutschlandweit bekannt für ihre ertragreichen Böden. Vor allem Weizen, Zuckerrüben und Mais baut Spengler an, aber auch Gewürze und Sonnenblumen gedeihen hervorragend auf dem überwiegend gepachteten Land. Doch seine fetten Äcker bereiten dem Landwirt in letzter Zeit große Sorgen. Grund: Die drastisch gestiegenen Preise für Land in Ostdeutschland. „300 Hektar habe ich noch gepachtet, für 70 Hektar davon läuft der Pachtvertrag in diesem Jahr aus“, sagt Spengler. Kaufen könne er zu den aktuellen Preisen aber nicht, sein Betrieb – die Spengler & Kirchhof GbR Schwaneberg – gebe das nicht her.

Sorgen wie Spengler haben viele Bauern im Osten, besonders in den Agrarländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und in Teilen Brandenburgs. „Die Preise für Ackerland sind in ganz Deutschland gestiegen“, sagt Sachsen-Anhalts Agrarminister Hermann Onko Aeikens (CDU). Aber in den neuen Ländern seien sie in den zurückliegenden Jahren regelrecht explodiert. Seit 2006 seien sie im Osten um 132 Prozent gestiegen, im Westen um 19 Prozent. Trotzdem sind die Äcker im Osten immer noch deutlich billiger als im Westen. Als einen Grund für den jüngsten Anstieg sieht Aeikens die Finanzkrise. „Der Acker im Osten wird zum Spekulationsobjekt für Anleger“, sagt der Minister. Nach seinen Angaben kostete der Hektar Ende 2011 in den alten Ländern im Schnitt gut 20500 Euro und im Osten etwa 8840 Euro. Ein Ende der Spirale im Osten ist für den Minister nicht absehbar.

Bauer Spengler sieht dagegen noch einen weiteren Grund: Die Bodenverwertungs- und -verwal-tungs GmbH (BVVG), die im Auftrag des Bundes ehemalige DDR-Ackerflächen verpachtet und verkauft. Lag der durchschnittliche Verkaufspreis von Ackerflächen der BVVG im Jahr 2008 bei 6319 Euro pro Hektar, betrug er im Jahr 2011 bereits 12640 Euro. In Mecklenburg-Vorpommern lag er in dem Jahr im Durchschnitt bei 14.989 Euro und in Sachsen-Anhalt beim Spitzenwert von 15 392 Euro pro Hektar. „Von mir wollten sie mehr als 27.000 Euro, das doppelte des Bodenrichtwertes“, klagt Spengler. Für zwei oder fünf Hektar könne er solche Spitzenpreise an die BVVG zahlen. „Aber nicht für die noch ausstehenden insgesamt 300 Hektar“. Weitere 435 Hektar sind Pachtland von Privatbauern, 110 Hektar Eigentum der beiden Gesellschafter.

BVVG: Ein Grund für steigende Nachfrage ist Energiewende

„Wir treiben die Preise nicht in die Höhe“, sagt eine Sprecherin der bundeseigene BVVG in Berlin. Die Gesellschaft schreibe transparent aus und verkaufe nach Marktwert. Grund für die Entwicklung sei die steigende Nachfrage nach Böden unter anderem wegen der Energiewende. Land werde für den Anbau von Energiepflanzen wie Raps oder Mais gebraucht. Die BVVG hatte nach Angaben von Mitte 2012 im Osten noch 350.000 Hektar Wald und Felder zu verkaufen. Die Wälder sollen bis 2014, die Äcker bis 2025 vollständig abgegeben sein. Über die neuesten Entwicklungen will die BVVG am 1. Februar informieren, wie die Sprecherin ankündigte.

Für ansässige Bauern, die sich die Pacht für ihr Land oder die Kaufpreise nicht mehr leisten können, stünden zahlungskräftige Investoren aus dem Westen bereit, so Aeikens. „Und die geben sich nicht mit zwei oder drei Hektar ab, die wollen mehr, oftmals die Mehrheit der Anteile in den Agrarbetrie-ben, um das Sagen zu haben.“

Aeikens will jetzt eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Landwirtschaftsverbänden, Wissen-schaftlern und Juristen ins Leben rufen. „Diese soll dann bis zum Sommer ausloten, wie das Gesetz geändert werden kann.“ Bezüglich der Landverkäufe durch die BVVG könne er sich vorstellen, dass nur noch kleinere Lose bis maximal zehn Hektar verkauft werden dürfen. Die seien für Bauern bezahlbar und für Finanzinvestoren uninteressant.