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Schwarzbuch

Buchenwald und Sachsenhausen ...1945-1950- ...IN MEMORIAM


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Günter Kleindienst
 
Merkel in Buchenwald: Ich traute meinen Ohren nicht

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren!

5. Juni 2009, Nachmittag: Abschlußstatement nach dem Besuch der Buchenwald-Gedenkstätte des US-Präsidenten Obama. Deutschland und die Welt sind zugeschaltet. Bundeskanzlerin Merkel tritt als erste ans Rednerpult auf der hergerichteten Bühne, hält eine knapp sechs Minuten währende Rede, in der sie u.a. Rückschau auf die Nazi-Herrschaft, auf die Verfolgung der Juden, auf die Geschichte des KZs Buchenwald von 1937 bis 1945 hält und danach in die Zukunft weist.

Dann faßt sie das Wichtigste in drei Punkten zusammen. Am Ende des Punktes zwei sagt sie wörtlich:

"Wir gedenken heute der Opfer dieses Ortes. Dies schließt das Gedenken der Opfer des sogenannten Speziallagers 2 mit ein. Des Internierungslagers, das die Sowjetische Militär-Administration hier von 1945 bis 1950 unterhielt. Darin erlagen viele tausend Menschen den Strapazen unmenschlicher Haftbedingungen."

Ich traute meinen Ohren nicht. Mußte sofort an die Gedenkstunde auf dem Gelände des ehemaligen KZs Sachsenhausen im April 2006 denken, bei der Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) einen seiner "größten Fehler" beging. Er wies nämlich, wie jetzt Merkel in Buchenwald, schon damals darauf hin, daß die Sowjets hier von 1945 bis 1950 ein Speziallager (zuerst Nr. 7, dann Nr.1) unterhielt, "in dem Tausende von Menschen ums Leben kamen" (es waren hier - gesichert - mehr als 12 000, näheres im Anhang 2, über Buchenwald nach 1945 im Anhang 1 ). Damit löste er fast eine Koalitionskrise und wütendes Mediengeheul aus. Das ist unvergessen!
Und der Generalsekretär des Internationalen Sachsenhausen-Komitees, Hans Rentmeister, hat damals unter dem Applaus vieler deutscher Politiker und Medien Schönbohm wegen dessen vermeintlicher „Gleichsetzung“ von NS- und kommunistischen Opfern geradezu hysterisch angegriffen. Daß dieser Mann viele Jahre Offizier der DDR-Staatssicherheit war und in der "Sektion Spezialdisziplinen" Überwachungs-, Zersetzungs- und Verhörtechniken lehrte, sei hier nur am Rande erwähnt.

Was nun, sehr geehrte Politikerinnen und Politiker, welcher Couleur auch immer, und liebe Kollegen? Wie werden Sie nunmehr damit umgehen, nachdem jetzt auch die Bundeskanzlerin, und dazu noch vor aller Welt, ein eindeutiges Zeichen für den Leitsatz "Gegen das (andere) Vergessen" gesetzt hat?

Zunächst vier Beispiele: Im Kölner Stadtanzeiger stand in der Wochenendausgabe in dem Bericht über den Buchenwald-Besuch Obamas nur ein kurzer Hinweis darauf, "daß das Lager nach 1945 von den Sowjets genutzt wurde" - keinerlei Hinweis darauf, was Merkel gesagt hat . Im Mannheimer Morgen: keinerlei Hinweis auf die Zeit 1945 bis 1950. In der Hannoverschen Allgemeinen: ebenfalls keinerlei Hinweis darauf. Anders die WELT, wörtlich: "Ausdrücklich schloß die Bundeskanzlerin in das Gedenken an die Opfer von Buchenwald auch Tausende von Toten des sowjetischen Speziallagers nach 1945 ein." Die F.A.Z. widmete dem Besuch Obamas in Dresden und Buchenwald zwar eine ganze Seite, ging sogar in zwölf Zeilen auf das Speziallager der Sowjets nach 1945 ein, erwähnte jedoch die Rede der Bundeskanzlerin - nach ihr sprachen Obama und Elie Wiesel - mit keinem Wort, schon gar nicht deren oben wiedergegebene Aussage!

Mit freundlichen Grüßen

Günter Kleindienst
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