A R E - Kurzinformation - Serienfax-/e-mail-Kette Nr. 91 vip-04. Sept. 2005


Liebe, sehr geehrte ARE-Mitglieder und -Freunde,
Sehr geehrte Mitglieder der Mitgliedsverbände der ARE,
Mitstreiter für Gerechtigkeit, Rechtstaat, Recht, Eigentum und Wiedergutmachung,

Wieder gibt es am Ende einer ereignisreichen, bewegten und bewegenden Aktionswoche einiges zu berichten, was für Sie und Ihre Familie, für Freunde und Mitstreiter bedeutungsvoll erscheint.
Beim Gedenken anlässlich des Tages der 60. Wiederkehr des offiziellen Beginns der Verfolgungen und Konfiskationen am 2. September 1945 in Kyritz in der Prignitz/Brandenburg mit Überleitung in eine hochrangige wissenschaftliche Sondertagung vor allem unter den historischen Aspekten des Geschehens, seines Fortwirkens, seiner Folgen und der sich daraus ergebenden Aufgabenstellung für die weitere Zukunft wurde erstmalig in konzentrierter Form das vorrangige Ziel der historischen Aufarbeitung der sogenannten "Bodenreform 1945" (eigentlich: "Boden- und Industriereform") klar anvisiert und ein Rahmen für die Umsetzung des konkreten Vorhabens geschaffen.
Den ganzen gestrigen Sonnabend wurde im Kyritzer Kulturzentrum refereriert und diskutiert, dabei stand die objektive und dabei differenzierte Betrachtung der Zusammenhänge im Mittelpunkt.

Würdige Gedenkstunde, von der ARE gestaltet, beim umgewidmeten Bodenreformdenkmal
Umrahmt von der Wiedergabe des 2. Chorals aus dem Requiem von Brahms ("Denn alles Fleisch es ist wie, und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen...") gedachten die ARE und die Gäste unseres Zusammenschluss mit einer feierlicher Kranzniederlegung am großen schwarzen Holzkreuz der Leiden der unschuldigen Opfer kommunistischer Verfolgung, besonders im Zuge der Willkür der sogenannten "Boden- und Industriereform" und der Zehntausenden Toten der zwölf Speziallager in der Sowjetzone, in denen so viele Betroffene der Konfiskationen zugrunde gingen. In seiner Andacht ging Superintendent Dr. Woronowicz besonders auf das Schicksal derer - und der Familien - ein, die in jenen Tagen ihrem Leben in der durch Terror, Gewalt, Angst herbeigeführten vermeintlichen Ausweglosigkeit ein Ende setzten. Er stellte Wertung und Bedeutung des Einzelnen dem menschenverachtenden Klischee des sozialistischen Klassendenkens und dessen schlimme Folgen im 20.Jahrhundert gegenüber, benannte aber auch das letztlich zwangsläufige Scheitern im Wettstreit mit der humanitären und christlichen Werteordnung.
Graf v. Schwerin betonte u.a. die besondere Verpflichtung für die Lebenden zur intensiven Erinnerung an das Geschehen und seine Fortwirkung gerade an diesem Ort , um die Symbolik inhaltlich und ausdrucksvoll herauszustellen.
Der Kyritzer Bürgermeister Hans-Joachim Winter beschwor die Wichtigkeit der eindringlichen Weitergabe des Wissens um die Ereignisse und auch der Schicksale an die junge Generation.
Heiko Peters erweiterte die Forderung des Gedenkens auch für die Lebenden, die in der Folge des Unrechts von Verfolgung und Vertreibung mit dem Schmerz, ausgelöst durch fortwirkende Ungerechtigkeit, zu leiden haben, denen die Möglichkeit einer freien Lebensgestaltung in ihrer Heimat bis heute verwehrt wurde.
Alexander Latotzki, der für das Aktionsbündnis der verschiedenen Gruppierungen politischer Verfolgungsopfer im ARE-Zusammenschluß sprach, gab ein sehr bewegendes, persönliches Zeitzeugnis ab - er selbst wurde im Lager Bautzen geboren.
Nach der Feierstunde in der Perleberger Straße trafen sich die Mitglieder und Gäste - wie auch in den letzten zwei Jahren - im Schloß Karnzow, wo es an diesem schönen Sommerabend auf der Schloß-Terrasse am See zum Abschluß sogar Lieder zur Gitarre gab, gespielt von Helmut Meier, Wismar, dem "ARE-Liedermacher", der dabei auch mehrere "Uraufführungen", Songs mit politischem Zeitbezug, darbot: über Kyritz, die Aktionsgemeinschaft im Kampf für Gerechtigkeit, über den betrogenen Wähler und - voller Ironie über die Justiz, die Justiz, die ja immer recht hat..., sowie über die von Subventionen gut genährten Rotbarone usw. - Viel Beifall zum Ausklang.

Tagung in Kyritz nachhaltig erfolgreich - Planung für Dokumentations- u. Gedenkstätte
Die erste, von der Stadtverwaltung Kyritz und ihrem Bürgermeister veranstaltete wissenschaftliche, historisch geprägte Sondertagung zur 60. Wiederkehr der Verkündung der "Bodenreform" durch den KPD-Vorsitzenden Pieck kann als erfolgreicher und auch beachteter Auftakt zur Aufarbeitung der Geschichte, und das besonders am Ort des Beginns der Maßnahmen zwischen 2. September 1945 und 1. Juli 1948, dem jedenfalls offiziellen Ende der kommunistischen Kampagne, von uns verbucht werden.
Natürlich hat dazu auch die ARE-Unterstützung mit der Beteiligung zweier hoch qualifizierter Referenten beigetragen, sowie die lebhafte Beteiligung von Mitgliedern und Gästen unseres Zusammenschlusses. Auf der von dem Historiker Prof. Dr. Kluge, der auch als Moderator fungierte, fachlich geleiteten Tagung setzten die Berliner Wissenschaftler Dr. Jens Schöne und PD. Dr. Bauerkämper die besonderen Akzente und stellten u.a. selbst interessante neue Aspekte zur Entwicklung der Bodenreform hin zur Zwangskollektivierung in den Raum (z.B. die Bedeutung des 17. Juni 1953 in den ländlichen Gebieten und die Mitwirkung von Bauern)
Dipl. Ing J. Gruhle, der "ARE-Archivbearbeiter", der z.Zt. die große Datenbank zu den Ereignissen ab 1945 anlegt mit schon fast 4.000 Eintragungen, wies mit vielen Belegen und Dokumentarmaterial die Widersprüche in der kommunistischen Behauptung über die Rolle der Großgrundbesitzer nach.
ARE-Vorstandsmitglied Dipl. Landwirt Karl Homer verdeutlichte die schleichende und fortgesetzte Enteignung der Neusiedler und machte anschaulich die besondere Rolle von Politik und Justiz nach der "Einführung des Rechtsstaats" in der früheren DDR deutlich, wobei er auf die - nach dem Desaster beim EGMR - folgenreiche Entwicklung in den Jungen Ländern aufmerksam machte.
An der anschließenden Generaldiskussion beteiligten sich zahlreiche der über sechzig Teilnehmer, die übrigens nicht nur aus der Prignitz und dem Land Brandenburg, sondern aus ganz Deutschland angereist kamen (Hans Schmidt aus Tamm bei Ludwigsburg z.B. fuhr 800 Km !).Wichtige Hinweise, gedankliche Ergänzungen und Analsysen zur kommunistischen Diktatur in SBZ und DDR sowie Anregungen zur weiteren Gestaltung der Erinnerungskultur in der Folge auch des Treffens kamen u.a. von Günter Schabowski, Dr.U.Woronowicz, Heiko Peters, Wolfgang Haars, Hans Schmidt, Christian Schmidt-Prestin u. Manfred Graf v. Schwerin.
Übrigens war der Auftritt von Schülern, u.a. angehenden Abiturienten des Kyritzer Gymnasiums, und deren Darstellung ihres in der Schule behandelten Projekts des Geschichtsunterrichts zur "Bodenreform, deren Bedeutung und Konsequenzen" eine interessante Facette der Initiative des Bürgermeisters von Kyritz und der zukünftigen Verfolgung des Themas. Referate und besonderen Ergebnisse der Tagung werden zusammengestellt und sind über uns, gegebenenfalls auch über die Stadtverwaltung Kyritz zu bestellen und zu beziehen.

Interessenten geben wir gern auch einen Überblick über das Presse-Echo. Dies ist auch angesichts der besonderen Wahlkampf-Aktualität, die sich anhand massiver Störungs- und zum Glück gescheiterter Verhinderungsversuche von Neokommunisten aus der Linkspartei/ PDS manifestierte, nicht zu übersehen. Die Reaktion äußerte sich auch in einer Art "Gegenveranstaltung" zur "Bejubelung" des Unrechts durch PDS-Leute, bemerkenswerterweise übrigens in der Aula des Gymnasiums, in der normalerweise nur Veranstaltungen mit schulischem Bezug stattfinden sollten.

Wahlbegleitung zur Bundestagswahl: Kandidaten-Fragebögen kommen - CDU blamiert sich
Die zehn Fragen der ARE mit den Annexen (besonders zur Frage 3: die neun Erosionsbereiche des Rechtsstaates und die Skizze zum Aufbau Ost lösten bereits eine Reihe von Antworten aus, von Kandidaten von Union, FDP, und auch von SPD aus den jungen Ländern.
Überaus peinlich ist aber ein von der CDU-Bundeszentrale per Textbausteine in Umlauf gebrachtes Schreiben, das offenbar die Kandidaten bei Anfragen verschicken sollen.
Keine konkrete Antwort, stattdessen Beschimpfungen, u.a. gegen das Paffrath-Buch und angebliche "Verschwörungstheorien", Wissensstand etwa 1995 (Vorbedingungslegende!) und Falschdarstellung der Straßburg-Entscheidung: "EGMR Urteil bestätigt Enteignungen als völkerrechtskonform".
Angies Truppe vor Ort schreibt zwar, verzichtet dafür aber umsomehr aufs Denken - und wie man sieht, aufs rechtzeitige Nachlesen....
Unterstützen Sie unsere Wahlbegleitung der nächsten Tage aktiv.



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